Kämpferwille zeigen statt Trübsal blasen

Nach Jammern war bei den Windenergietagen NRW 2019 niemandem zu Mute. Ganz im Gegenteil. Die Branche zeigte sich kämpferisch, im Wissen, für eine sinnvolle und gute Sache zu stehen. Auch wenn der politische Gegenwind sich 2019 zum Orkan ausgewachsen hatte, die WindmüllerInnen blieben standhaft. Sinnbildlich dafür stand auch der Ansturm auf die Tickets zum Event. Bereits Tage vor Beginn war die Veranstaltung restlos ausverkauft.

Die achten Windenergietage NRW in Bad Driburg standen unter besonderen Vorzeichen. Wochenlang war die Branche in Aufruhr. Ein Referentenentwurf zum Kohleausstiegsgesetz des Bundeswirtschaftsministeriums hatte im Herbst für viel Diskussion gesorgt. 1.000 Meter Abstand waren in der Diskussion – zwischen Windrädern und Dorfgebieten mit nur 5 Häuschen. Das wäre der Todesstoß für die Windenergie gewesen. Dann, nur einen Tag vor dem Event, sickerte ein neuer Entwurf durch: Von Regelungen zur Windenergie war jetzt nichts mehr zu lesen. Der breite Protest von Verbänden, Experten und Gesellschaft hatte Wirkung gezeigt; Entscheidungen zur Windenergie sollten erstmal vertagt werden.

Politische Rahmenbedingungen

Damit starteten die Windenergietage NRW wie gewohnt mit einem Blick auf die politischen Rahmenbedingungen. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, wandte sich in einer Videobotschaft an die Branche:: Ohne Windenergie werde die Energiewende nicht gelingen; Ohne Windenergie seien die Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Dennoch habe das Umweltministerium den strittigen 1.000-Meter-Abständen zunächst zustimmen müssen, da sich so vermeintlich die Akzeptanz steigern lasse und noch höhere Abstände in den Bundesländern verhindert werden sollten.

Die Keynote der Windenergietage NRW 2019 hielt Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Krischers Position: Für Klimaschutz und Energiewende ist die Windenergie an Land die zentrale Technologie. Und diese dürfe nicht durch pauschale Abstände gefährdet werden. Zumal die überzogenen Abstände nur vermeintlich dem Artenschutz dienten. Denn die Windenergie sei sicherlich nicht die größte Gefahr für Vögel. Die Gegenposition nahm Marlies Diephaus, Abteilungsleiterin für Energiewirtschaft und Technik im NRW-Wirtschaftsministerium, ein. Sie vertrat die Landesregierung und sprach sich erwartungsgemäß für pauschale 1.500-Meter-Abstände aus.

Reiner Priggen, Vorsitzender des LEE NRW, äußerte deutliche Kritik an dieser Maßgabe und der Energiepolitik von Landes- und Bunderegierung insgesamt: „Statt die Bevölkerung mitzunehmen und die Energiewende endlich als das zu begreifen, was sie ist, eine riesen Chance Wirtschaft und Umwelt, wird leichtfertig mit Arbeitsplätzen umgegangen und einigen Wenigen nach dem Mund geredet. Dabei waren Millionen auf den Straßen in diesem Jahr und haben für mehr Klimaschutz demonstriert. Dafür brauchen wir die Windenergie. Und wir brauchen politisch Verantwortliche, die die Menschen dafür begeistern. Wer ständig pathetisch von Klimaschutz redet, dann aber die Windenergie kaputt macht, macht sich politisch unglaubwürdig.“

Akzeptanz, Technik, Energiemarktdesign und vieles mehr

Nach dem politischen Auftakt startete dann wie gewohnt der fachliche Hauptteil der Windenergietage NRW. Ob Planungs- und Genehmigungsrecht, Anlagentechnik oder Akzeptanzmaßnahmen: Wie immer stand eine ganze Fülle von Themen und neuesten Entwicklungen auf dem Programm. Begleitend haben sich über 50 Aussteller, Kooperations- und Medienpartner präsentiert. Auf der neu gestalteten Messefläche herrschte reger Trubel und es gab spannende neue Angebote und Produkte zu sehen.

Wie ein roter Faden zog sich durch die zwei Tage der Veranstaltung die Stimmung, dass die Delle beim Ausbau der Windkraft bald überwunden sein würde und überwunden werden müsse. Denn trotz der schlechten Marktlage und dem Ausbaueinbruch waren sich alle sicher und einig: Die politisch motivierten Einschränkungen müssen als kurzzeitige Hemmnisse gesehen werden. Selbst der letzte Verhinderer wird einsehen müssen, dass die Windenergie eine der entscheidenden Technologien zur Bewältigung der Klimakrise ist und die Energiewende mittel- und langfristig ohne sie nicht machbar ist.